"Krone der Stadt". Klosterberg - Stadtmauer - Citadelle. Der Petersberg hat ganz schön viele Seiten.
"Hohe Kunst der Verteidigung" und Ingenieurskunst bieten einen Erfahrungsschatz, der kaum anderswo so reichhaltig zu besichtigen ist. Auch ohne alle Jahreszahl. Denn hinter alten Steinbrocken zeigt sich Erstaunliches. Und schaut man ganz genau, so sieht man hinter der nächsten Biegung den Schatten des alten Grenadiers oder eines noch älteren Benediktinermönchs. Da träumt man hinterher auch mal ´nen finstren Burgentraum. Das "kleine Fitnessprogramm" ist gratis - es wird belohnt mit echten Stadtübersichten.
In alten Jahrhunderten schlich so mancher Missetäter über Erfurts Pflaster. Es kam dabei zu allerlei höchst bizarren und kuriosen Straftaten. Nicht minder spektakulär gelangten sie überhaupt ans Tageslicht. Die nur auf Tatsachen beruhenden Fälle sind zwar nicht zur Nachahmung, aber zum gelegentlichen Schmunzeln durchaus empfohlen.
Wer erkennt heute wohl noch, wie verrucht ein Haus, ein Winkel einstmals gewesen ist. Und wer weiß heute schon so recht, ob das Richtschwert stets die Richtigen traf.
Erleben Sie - ab 15 Jahren - das romantische Erfurt also mal bei ganz anderen Perspektiven und Hausecken.
Früher war die Welt riesig, geheimnisvoll und unerklärlich. Würden vielleicht auch wir an geisterhafte Erscheinungen oder märchenhafte Wesen glauben, wenn wir die Jahre 1500, 1600, 1700 miterlebt hätten?
Früher, wenn abends nur das Kienspan-Flämmchen Licht spendete, dann tat sich Seltsames an den Wänden. Die alten Erfurter erzählten einander dann gern von ihren sonderbaren Erlebnissen oder versuchten, die Nebel der Welt ringsumher auf ihre eigne Weise zu lüften.
Da lohnt es sich doch auch für uns, einmal Mäus´chen zu spielen, oder nicht?
Wissen Sie etwa schon, wozu Apotrophäen nützlich sind? Warum sich Pythagoras in Erfurt wohl gefühlt hätte? Oder wozu ein Bauknecht mal dringend eine Schweinsblase besorgen sollte?
Erfurt hat nicht nur Deutschlands größten mittelalterlichen Altstadtkern, sondern auch Prachtexemplare fast aller Baustile des letzten Jahrtausends. Da erlernt sich quasi im Vorübergehen das stilsichere Unterscheiden von Romanik & Barock, Gotik & Historismus etc.
Die Schaufassaden, Türme, Portalnischen, Fachwerke, Gaffköpfe, Durchfahrthöfe und Modernitäten warten geduldig.
Gelehrsamkeit des Mittelalters war in Erfurt zu Hause. Die Universität gehörte zu den drei ältesten Deutschlands und hat ihre Wurzeln in Erfurts großen Klöstern. - "Trivial?" - Das bezogen damalige Studiosii aufs "Trivium", also die drei unteren Lehrfächer Grammatik, Dialektik, Rhetorik. Sie verstanden auch "Artisten" anders, wussten wozu man Musik in der Astronomie brauchte, sprachen im Unterricht nur Latein, konnten Kalender berechnen ... Sie erlebten die hohe Kunst der Disputation, wo beste Argumente stets Vorrang hatten. Manchmal aber mussten sie von der Burse in den Karzer wechseln.
"Thüringisches Rom" - ein geflügeltes Lutherwort für das große alte Erfurt, das schon damals kirchenreichste Stadt auf deutschem Boden war. Die Rolle der frühen jüdischen Gemeinde für das Aufblühen der Stadt lässt sich gar nicht hoch genug veranschlagen. Im Mittelalter war jeder fünfte Erfurter ein Geistlicher. Luthers Reformation war in Erfurt verwurzelt. Erfurt hatte dann die älteste ständige Ökumene (bzw. gutes Nebeneinander katholischer und evangelischer Gemeinden). Erfurts sakrale Sehenswürdigkeiten sind so reichhaltig, dass sich der Rundgang auch speziell einer Glaubensbewegung widmen kann, wenn dies zuvor gewünscht wird.
Pflanzen gelten schon seit Urzeiten als Lebenselexiere - nicht nur weil sie ein Hauptbestandteil unserer Ernährung sind. In Erfurts zwölf großen Klöstern brauchte man sie zum Heilen, zum Schreiben, zum Duften, zum Würzen. Nicht zufällig gibt es interessante Traditionslinien zwischen Klöstern und Apotheken. Auch aus dem Fernhandel kam so manches reizende Gewächs nach Erfurt. Christian Reichart - der Vater des modernen Gartenbaus - befasste sich u.a. mit guter Ernährung in Winterszeiten. Der barockzeitliche Apotheker Trommsdorff schrieb viele geniale Rezepte. Die lebendige Geschichte der Waidhändler-Metropole und "Gartenstadt" Erfurt wird 2021 in der BUGA gewiss einen neuen Glanzpunkt finden.
Haben Sie schon Ihren Traumberuf? Oder das Glück eines fröhlichen Ausflugs mit Kollegen oder Mitschülern? Oder handwerkliche Hobbies? --- Die mittelalterliche Berufe-Welt (vom Werkzeug bis hin zum Zunftwesen) war in Erfurt extrem vielseitig. Ziechener, Altreußen, Fingerlingsmacher sind noch unbekannter als Pergamenter, Glockengießer, Wassermüller, Hüter oder Fuhrleute. Mit Phantasie und aus dem Augenwinkel können wir ihr Werkeln in altstädtischen Winkeln entdecken. Mancher Überrest ist noch nach 500, 700 Jahren unübersehbar - wenn man´s denn weiß... Verraten Sie vorher Ihre Berufe, dann schau'n wir mal zurück.
Adventszeit ist Lichterzeit – eine gute Zeit für einen Altstadtspaziergang mit dem gleichzeitigen Blick auf die Kulturgeschichte des Lichtes.
Alte Fassaden geben uns manche Anregung für das Leben unserer Vorfahren vor dem elektrischen Strom. Enge Gassen lassen uns fragen, wie man früher durch Dämmerung und Finsternis kam. Die großen Plätze regen uns zum Nachdenken über feine Handarbeit in Winterstagen an. Die Türme und Fenster zahlreicher Kirchen lassen uns ahnen, wie wichtig das himmlische Licht schon über die Jahrhunderte war.
Und vielleicht entdecken wir ja unterwegs ein Sternkind oder einen Weihnachtsstern.
Die Kulturgeschichte des Wassers ist eine reizvolle Motivlinie für den universellen Altstadtspaziergang, der Elementares für Kennenlerner und Kenner Erfurts bietet.
Nahe der Krämerbrücke und der Gera-Enten gibt es hie und da kleine gedankliche Ausflüge in die mittelalterliche Wasserversorgung oder die alte Welt der Wassermüller. Auf Fischmarkt, Domberg und in den engsten Altstadtgassen durfte Wasser einst nicht fehlen. Über den tiefsten Brunnen lässt sich was erzählen und über vergessene Handwerke mit „sonderlichen Formen der Wasserverarbeitung“ auch.
Und vielleicht wissen Sie ja später eine thüringische Nixensage weiterzuerzählen.
Die großen Ernte-Monate waren schon immer eine Zeit des Handelns und der Begegnung und fast immer auch des Genießens und des Feierns.
Eine gute Chance für einen universalen Altstadtrundgang, in dem Marktplätze und Krambuden im kulturgeschichtlichen Mittelpunkt stehen. Recht unbekannt ist die Tatsache, dass Erfurt die deutsche Stadt mit den meisten mittelalterlichen Marktplätzen ist. Na ja ... und die Zunft der Krämer muss doch in Erfurt erfunden worden sein, oder nicht?
Und vielleicht gehen Sie künftig voll Phantasie samstags auf Ihren eignen Marktplatz.
